Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

148 Jahre seit dem April-Aufstand

Die Ausländer in der „fliegenden Schar“ von Georgi Benkowski

10
"Die fligende Schar von Benkowski" Maler Petar Morosow
Foto: militarymuseum.bg

Der Gründer der internen Organisation zur Befreiung Bulgariens, Wassil Lewski, war der erste, der bei der Bildung der revolutionären Komitees in den bulgarischen Gebieten Ausländer einbezog, die bei der Ostbahn von Baron Moritz Hirsch arbeiteten. Auf der Grundlage seines revolutionären Netzwerks organisierten die Bulgaren 1876 den Aprilaufstand. Trotz seiner blutigen Niederschlagung hielt das Streben des bulgarischen Volkes nach Unabhängigkeit an. Und zwei Jahre später führten die Ereignisse zur Befreiung Bulgariens von der fünfhundertjährigen osmanischen Herrschaft.

Georgi Benkowski (1843-1876)

Während des Aufstands im Vierten Revolutionsbezirk organisierte der Freiheitskämpfer Georgi Benkowski ein Agitationskommando, das die Menschen in den Dörfern in Srednogorie und Thrakien zum Aufstand ermutigen sollte.

Am 27. April zog die kleine Schar, die so genannte „fliegende Schar“, in Paradeformation in Belowo ein.

Sie nahm den Bahnhof ein und zerstörte die nach Konstantinopel führende Eisenbahnlinie.

Belowo

Etwa 200 Italiener, Deutsche, Dalmazier, Griechen und Vertreter anderer Nationalitäten arbeiteten damals in Belowo. Zusammen mit ihren Familien waren es über 300 Personen. Der Montenegriner Krstjo Niklanović berichtet in seinen Memoiren, dass er bereits im März, während der Vorbereitungen für den Aufstand, auf Anweisung des Vorsitzenden des örtlichen Komitees, Georgi Konsolow, 20 Kilo Schießpulver und Blei aus Plowdiw für den Aufstand in Belowo kaufte.

Krstjo Niklanović bestellte auch eine Uniform, um an den erwarteten Ereignissen teilzunehmen. Er beteiligte sich zusammen mit dem Kroaten Ivan Sutić auch an der Herstellung von Munition für die Aufständischen.

Das Hauptquartier der Schar wurde im Haus von Ivan Sutić, einem Kroaten aus Dubrovnik, eingerichtet. Dort schenkten viele Ausländer der „fliegenden Schar“ Pferde, Waffen, Ferngläser und Kompasse. Sie lehnten es ausdrücklich ab, aus der Kasse der „fliegenden Schar“ bezahlt zu werden.

Krstjo Niklanović

Obwohl Sachari Stojanow sie zunächst als „Touristen" betrachtete, schlossen sich Krstjo Niklanović, seine Cousins Ivan und Georgi Niklanović, die Kroaten Luka (Stefo) und Djuro Radojević und Sava Davidović aus der dalmatinischen Stadt Kastela der „fliegenden Schar“ als Freiwillige an.

Unter den Ausländern in der Schar war der Österreicher Albert Albrecht, den die Bulgaren „den Deutschen“ nannten, der tapferste.

Die Kavallerie von Benkowski wurde von Ivan Sutić verstärkt. Zur Überraschung aller schloss sich ihnen auch seine 19-jährige Frau an. Der aufgeregte Benkowski befahl dem Chronisten: „Schreiben Sie auf, dass sich unserer Schar heute die Frau von Herrn Ivan Sutić, D Angelowa, eine gebürtige Bulgarin, angeschlossen hat!“

Maria Sutić (1859-1932)

Tatsächlich erwiesen sich die Dalmazier, wie die Ausländer genannt werden, als wesentlich kampfbereiter als die bulgarischen Aufständischen, die sich nicht von ihren Heimatdörfern entfernen wollten. Im Lager auf dem Berg Eledschik wollten Sutić und Albrecht einen Angriff auf Ichtiman verüben, aber es gab niemanden, der ihnen folgen wollte.

Dalmazier - Teilnehmer an der fliegenden Schar von Benkowski

Als die Dörfer der Rebellen in Brand gesteckt wurden und die Zivilbevölkerung Pogromen ausgesetzt wurde, wollten viele Aufständische von ihrem Anführer Benkowski wissen, warum die Menshen in den anderen Landesteilen nicht aufbegehren, warum die versprochene Hilfe nördlich der Donau nicht eintrifft.

Nach Worten von Sachari Stojanow haben nur die gut bewaffneten Kämpfer aus Dalmatien die Selbstjustiz vereitelt.

Der Fahnenträger der „fliegenden Schar“, Krajtscho Samochodow, desertierte ebenfalls. Dann wurde die Fahne von Stefo Radojević gehisst, der von allen der „Dalmazier“ genannt wurde.

Die stark geschrumpfte Schar zog gen Norden.

Gipfel Eledschik

Bei Nebel, Regen und Kälte, ohne Straßen und Wege, bei Hunger und Erschöpfung, durch Hinterhalte, Schluchten und wilde Wälder, verfolgt von regulären und irregulären Truppen des Osmanischen Reiches, erreichten etwa 30 Aufständische über Bunowo und das Balkangebirge bei Etropole schließlich Tscherni Wit. Unter denen, die für die Freiheit des bulgarischen Volkes fielen, war auch Sava Davidović. Am 8. Mai wurde die Schar bei Tscherni Wit von einem heftigen Schneesturm heimgesucht und aufgelöst.

Krstjo Niklanović zufolge baten sie, beim Woiwoden zu bleiben, aber Benkowski eskortierte sie zur Kapitulation nach Tetewen, weil sie österreichisch-ungarische Pässe hatten und die Osmanen sie als ausländische Untertanen freilassen würden.

Stefo der Dalmazier gab seinen österreichisch-ungarischen Pass einem der Bulgaren, welcher jammerte, dass er drei Kinder habe und sterben würde. Steffo ist somit der einzige Ausländer, der Benkowski bis zum tödlichen Hinterhalt am Fluss „Kostina“ zur Seite stand, wo der Woiwode getötet wurde.

Das historische Kostina-Gebiet - die Begräbnisstätte von Georgi Benkovski

Die Ausländer wurden zusammen mit den Bulgaren, die sich ergaben, verhaftet und den ganzen Weg von Tetewen bis nach Sofia geschlagen und misshandelt. Nach vielen Entbehrungen wurden die „Dalmazier“ und Maria Sutić im Herbst auf Druck der europäischen Konsuln freigelassen. Überwältigt von den Leiden, die er ertragen musste, starb Ivan Sutić im Jahr 1878. Stefo der Dalmazier wurde gefangen genommen, überlebte aber. Nach der Befreiung Bulgariens arbeitete er wieder bei der Osteisenbahn.

Im Jahr 1901 hinterließ Krstjo Niklanović detaillierte Memoiren über die Teilnahme der Dalmazier an den denkwürdigen Ereignissen von 1876.

Seite von den Erinnerungen von Krstjo Niklanović

Sehen Sie noch:


Übersetzung: Tichomira Krastewa

Redaktion: Rossiza Radulowa




Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Kirche ehrt die heiligen Brüder Kyrill und Method

Die bulgarische orthodoxe Kirche ehrt heute das Andenken an die heiligen Apostel und Mitbeschützer Europas, die heiligen Brüder Kyrill und Method , den Schöpfern des glagolitischen Alphabets, das das ursprüngliche bulgarische Alphabet war...

veröffentlicht am 11.05.24 um 08:00

Kompanie 4093 - Bulgarische Emigranten gründen eine militärische Spezialeinheit hinter dem Eisernen Vorhang

Die bulgarische Nationale Freiwilligenkompanie 4093 wurde am 20. Oktober 1951 als Teil der US-Streitkräfte in Westdeutschland gegründet. Das war kein einfaches Unterfangen, aber es zeigte eindeutig, dass es eine beträchtliche Anzahl von Bulgaren gab, die..

veröffentlicht am 06.05.24 um 11:00

Die bulgarische Kirche „Heiliger Georg, der Siegreiche“ in Edirne feiert den 20. Jahrestag ihrer Wiederherstellung

Die in nur wenigen Monaten von der bulgarischen Gemeinde in Adrianopel, dem heutigen Edirne, errichtete Kirche „Heiliger Georg, der Siegreiche“ hält seit 144 Jahren den bulgarisch-orthodoxen Geist hoch. Der Grundstein für den Bau der Kirche wurde mit der..

veröffentlicht am 06.05.24 um 08:15