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Die Schmiedekunst symbolisiert Heim und Herd, sagt der Handwerksmeister Atanas Peew

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Foto: BGNES

Ist erst einmal der Tag des Heiligen Atanasius gekommen, dann ist der Frühling nicht mehr weit! So glaubten einst die Bulgaren, die den Tag des Heiligen Atanasius früher am 31. Januar begangen haben. Heutzutage fällt das Fest auf den 18. Januar. Der erste Monat im Jahr ist in unseren Breiten in der Regel frostig und schneereich. Wenn wir uns die Natur aber genauer betrachten, werden wir bei näherem Hinschauen entdecken, dass die ersten Schneeglöckchen bereits unter der Schneedecke hervorlugen, wir werden Vögel in den Baumwipfeln singen hören und intuitiv spüren, dass die Sonne das Dunkel zu verdrängen versucht. Obwohl das Fest nun um fast zwei Wochen vorverlegt wurde, können auch wir heute voller Zuversicht sagen: Ist erst einmal der Tag des Heiligen Atanasius gekommen, wird sich der Winter bald zurückziehen!

Vor dem Tag des Heiligen Atanasius, am 17. Januar, ehren die orthodoxen Christen den Heiligen Antonius den Großen. Dem Volksglauben nach waren die Brüder Atanasius und Antonius Schmiede, weshalb an diesen zwei Tagen alle Schmiede feiern.

Wir nahmen das Fest zum Anlass, um uns mit dem 34 jährigen Schmiedemeister Atanas Peew aus Smoljan zu unterhalten. Seit er sich erinnern kann, hatte er ein Faible für Schmiedeeisen, weshalb er sich auch an der Kunstschule in Smoljan für das Fach Metallplastik entschieden hat.

СнимкаDer Erfolg in diesem Beruf setzt großen Fleiß voraus. Er ist sehr kräftezehrend. Den Hammer zu schwingen ist nicht einfach und man muss seine Arbeit und das Metall lieben und diese Liebe allzeit im Herzen tragen. Man kommt nicht einfach zum Erfolg. Außerdem sind unsere Handwerke in letzterer Zeit im Aussterben begriffen. Früher war die Arbeit des Schmiedes sowohl in der Stadt als auch auf dem Land sehr gefragt, weil ein Großteil des Hausrats aus Metall bestand – Geschirr, Werkzeuge, landwirtschaftliche Geräte, Ofenbesteck etc. Heutzutage kann ich mich nicht in mein Atelier zurückziehen und allein mit Schmiedearbeit befassen. Meine Tage sind sehr abwechslungsreich – ich fertige auch Skulpturen an und spiele in meiner Freizeit auf dem Dudelsack. Es passiert zuweilen, dass ich an einem Tag in meiner Werkstatt bin und am nächsten einen Auftritt habe. Ich führe also ein abwechslungsreiches und sehr inspirierendes Leben. Die Bestellungen für schmiedeeiserne Erzeugnisse sind nie gleich. Jeder Kunde verlangt etwa anderes und es ist sehr spannend, den Wünschen der einzelnen Kunden zu entsprechen – begonnen beim Entwurf des Modells bis zum fertigen Produkt. Technik und Maschinen sind natürlich auch in unserem Handwerk nützlich, doch sie können die Arbeit des Menschen niemals ersetzen. Beim Schmiedeeisen muss man selbst Hand anlegen. Wenn man es bearbeitet hat, zeigt jede Kerbe, es von Hand gemacht wurde. Das ist auch der Charme der Handwerksgegenstände. Viele sagen, dass sie in ihrem Alltag lieber Dinge benutzen, die von Menschenhand und nicht von Maschinen gemacht wurden.“

Снимка2013 wurde Atanas Peew mit dem renommierten Preis „Hüter der Traditionen“ geehrt. Die Jury und das Publikum haben sich einmütig für ihn unter den jungen Teilnehmern in der Kategorie „Handwerke“ entschieden. Dabei trat er gegen sieben erfahrene Handwerker aus ganz Bulgarien an. Bei der Preisverleihung sorgte Atanas Peew mit einer Darbietung auf dem Dudelsack für Begeisterung. „Das Lob und das positive Feedback geben mir Kraft und spornen mich an, weiter zu machen“, sagt der Schmiedemeister und weiter:

Freunde gehören für mich zu den wichtigsten Sachen im Leben. Meinen Namenstag verbringe ich stets mit meinen Freunden, wir spielen auf dem Dudelsack, singen und haben Spaß. Das ist für uns bereits zur Tradition geworden. Ich bin glücklich, weil ich viele Freunde habe, mit denen ich an Werk- und Feiertagen zusammen bin und mit denen wir uns gegenseitig unterstützen. Wir, die Menschen aus den Rhodopen, sind für unsere Gastfreundschaft und Offenheit bekannt. Jeder ist bei uns willkommen, wir bieten allen gern Speise und ein Dach über dem Kopf an. Da ist immer so gewesen, weil das Leben in den Bergen viel härter ist. Dafür halten aber die Menschen zusammen und sind sehr freundlich und entgegenkommend. Fast alle Kinder in den Rhodopen haben den Klang des Dudelsacks mit der Muttermilch aufgesogen. Das Gute ist, dass bei uns in letzter Zeit mehr Kinder geboren werden. Und so werden auch sie eines Tages Interesse für den Dudelsack bekunden. Jeder von uns trägt dessen Klang im Herzen, man muss bei ihnen nur den Wunsch und das Interesse wecken, auf dem Dudelsack zu spielen“, meinte abschließend der Schmiedemeister Atanas Peew.

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Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: BGNES, pazitelnatradiciite.com und radiovelikotarnovo.com



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