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Zwei Drittel der Bulgaren sind übergewichtig

Stress, Frustration, Überanstrengung. Es gibt wohl kaum jemanden, der unter solchen Umständen nicht nach einem zugänglichen Gegenmittel greifen würde - leckeres, zugleich aber auch ungesundes Essen. Das flüchtige Glücksgefühl hat jedoch nicht nur zur Folge, dass unser Abbild im Spiegel immer breiter wird, sondern führt auch zu Abhängigkeiten, die krank machen. Rund 62 Prozent der Bulgaren sind übergewichtig. In den letzten vierzig Jahren sind dreimal so viele Landsleute in die Sparte Übergewichtige gerutscht. Diese Daten wurden vom Endokrinologen Prof. Sdrawko Kamenow anlässlich des heutigen Welttags zur Bekämpfung von Fettleibigkeit vorgelegt.

Bulgarien ist den europäischen und weltweiten Trends in puncto Fettleibigkeit voraus, sagte der Experte. Im Negativranking liegt unser Land auf dem alten Kontinent diesbezüglich an fünfter Stelle - nur die Tschechische Republik, Griechenland, Israel, Malta und England liegen vor uns. Hauptursache für die Gewichtsprobleme sind übermäßiger Genuss kalorienreicher Produkte und Bewegungsmangel. Hinter dem übermäßigen Verzehr stecken aber oft emotionale und mentale Probleme.

Depressive Menschen nehmen in der Regel zu, weil sie mehr essen. Nahrung und vor allem Süßes, hellen in gewissem Maße ihre Stimmung auf“, erläutert Prof. Sdrawko Kamenow, Leiter der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen am Alexandrowska-Krankenhaus. „Andererseits werden Menschen mit Adipositas aufgrund sozialer Stigmatisierung depressiv. Derart entsteht eine Wechselwirkung zwischen „Fettleibigkeit“ und „Depression“, die sich gegenseitig hochschaukeln. Aus diesem Grund ist es notwendig, beide gleichzeitig zu behandeln. Letztendlich führt Abnehmen zu mehr Selbstvertrauen und Optimismus, was wiederum den psychischen Zustand verbessert.

Seit 1948 gilt Fettleibigkeit als Krankheit, da sie die Körperfunktionen beeinträchtigt, Krankheitssymptome verursacht und sich ungünstig auf die Organe und Systeme im Körper auswirkt. Übergewichtige Menschen sind anfällig für 200 andere Krankheiten - Diabetes, Herz-Kreislauf- und Lebererkrankungen, Probleme mit der Fertilität, Krebs. „Das Schlimmste ist, dass diese Krankheiten, sobald sie provoziert werden, zu interagieren beginnen - zum Beispiel entwickelt sich aus Diabetes ein riesiges pathogenetisches Spektrum“, mahnt Prof. Sdrawko Kamenow.

Und da Gewichtszunahme nicht nur ein ästhetisches Problem darstellt, sondern die Gesundheit und sogar das Leben aufs Spiel setzt, sollten Betroffene dringende Maßnahmen ergreifen.

Das, was man sofort tun kann, ist, die körperliche Aktivität schrittweise zu steigern“, rät Prof. Sdrawko Kamenow. „Aber es lohnt sich nicht, sich in schwere Fitness-Serien zu stürzen. Denn falls man bereits Herzprobleme hat, kann dies nachteilige Folgen haben. Lieber sollte man behutsamer vorgehen – Gehen (zehntausend Schritte täglich), Schwimmen und leichtes Training im Fitnessstudio. In Bezug auf das Essen würde ich meinen Patienten raten, das Abendessen zu halbieren, es mindestens drei Stunden vor dem Schlafengehen einzunehmen und sich nach dem Essen etwas zu bewegen.“

Es ist eine Illusion, Essen als Ersatz für Glück anzusehen. Wir werden uns besser fühlen, indem wir unserem Hobby frönen oder etwas Sport treiben, rät der Experte.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Alimentazione Salute und Alexandrowska-Krankenhaus


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