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Covid-19: Tag 123

Premier Borissow: Neue Einschränkungen unangebracht

„Bei weitem entwickeltere Länder wissen nicht ein noch aus und haben keine Lösung parat. Die USA verlassen die Weltgesundheitsorganisation. Belgrad hat wieder strenge Maßnahmen eingeführt und man sieht, wie die Menschen darauf reagieren“, kommentierte der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow. „Wir haben eine demokratische Gesellschaft aufgebaut. Jeder ist informiert und weiß, dass die Desinfektion, das Tragen von Schutzmasken und die Einhaltung einer sozialen Distanz das Einzige sind, das vor der Seuche hilft. Es ist unangebracht, erneut die Menschen „einzusperren“. Wir müssen uns schützen, aber nicht aufhören zu arbeiten. Die aktualisierten Pläne für die Einnahmen laufen gut; die Krise wird jedoch erst im kommenden Jahr eintreten. Die Weltwirtschaft hat sich noch keinesfalls erholt“, betonte Borissow.

Bulgarien mit 188 Corona-Neuinfektionen

In den vergangenen 24 Stunden wurden nach 3.467 durchgeführten PCR-Tests 188 neue Corona-Infektionen registriert, weisen die Angaben des Nationalen Informationsportals über die Verbreitung der Corona-Seuche aus. Damit ist die Gesamtzahl der Covid-19-Fälle seit Beginn der Seuche auf 6.102 gestiegen; darunter sind 2.811 aktive Fälle. 37 Patienten konnten im Verlauf des vergangenen Tages als genesen entlassen werden. 483 Patienten werden stationär behandelt, 31 darunter auf Intensivstationen.

In den vergangenen 24 Stunden sind weitere 4 Patienten an Covid-19 gestorben; die Gesamtzahl der Todesopfer beläuft sich seit Beginn der Seuche auf 254.

Seit Mitternacht wurde die wegen der vermehrten Corona-Fälle verhängte Blockade über das Viertel „Ost“ der Stadt Kjustendil in Westbulgarien wieder aufgehoben. „Ich rechne damit, dass die Corona-Fälle im Verlauf einer Woche zurückgehen, weil die Einwohner eine Lehre daraus gezogen haben, dass sie sich selbst und ihre Familien schützen müssen“, sagte der Direktor des Nationalen Zentrums für Infektions- und parasitäre Erkrankungen Prof. Todor Kantardschiew.

Nicht alle Krankenhauspatienten können auf Covid-19 hin getestet werden

Der Direktor des Nationalen Zentrums für Infektions- und parasitäre Erkrankungen und Leiter des Nationalen Krisenstabs zur Coronavirus-Prävention und Bekämpfung Prof. Todor Kantardschiew äußerte, dass unmöglich an jedem Patienten, der in ein Krankenhaus aufgenommen wird, ein PCR-Test vorgenommen werden könnte. „An jedem neuen Krankenhauspatienten einen Corona-Test durchzuführen würde monatlich 180.000 solcher Tests bedeuten“, meinte Prof. Kantardschiew. „Mit Tests bestätigen wir Corona-Fälle, während die Gesundheitsbehörden die Kontaktpersonen ausfindig machen. Bislang haben wir keine Verbreitung von großen Clustern und Infektionen in den Krankenhäusern selbst zugelassen. Am gefährlichsten wird es im Oktober und November sein, wenn auch die anderen saisonbedingten Viruserkrankungen auftreten werden“, warnte der Experte. Er wies darauf hin, dass drei Bevölkerungsgruppen am meisten geschützt werden müssen. Das seien die Menschen über 60 Jahre, Patienten mit chronischen Erkrankungen und jene, die unter Immunschwäche leiden.

Dr. Michajlow: „Es gibt keine falschen positiven Corona-Tests“

„Jeder positive Covid-19-Test zieht Einschränkungsmaßnahmen nach sich“, sagte dem BNR gegenüber Dozent Dr. Rossen Michajlow, Leiter einer Laborkette, die vom Nationalen Krisenstab zur Coronavirus-Prävention und Bekämpfung in Anspruch genommen wird. „Selbst wenn Zweifel an der Richtigkeit des Ergebnisses aufkommen sollten, ist es besser, von einem positiven Ergebnis auszugehen und die Kontakte einzuschränken, bis ein zweiter Test durchgeführt wird. Wenn unmittelbar nach einem positiven Test ein weiterer durchgeführt wird und er negativ ausfallen sollte, ist das eher zur Beruhigung des Patienten. Nach jedem positiven Test muss eine 14tägige Quarantäne eingehalten werden, woraufhin weitere Tests erfolgen. Erst nach zwei aufeinanderfolgenden negativen Tests wird die Quarantäne aufgehoben und es wird angenommen, dass der Patient keine Infektion aufweist“, betonte der Laborexperte.

Prof. Konstantinow: Pandemie tritt in neue Phase ein

„In Bulgarien und der Welt steigt in der letzten Zeit wieder die Zahl der Neuinfizierten; die Zahl der täglich registrierten Corona-Todesopfer ist jedoch rückläufig. In Europa wurden in der Spitzenzeit etwa 5.000 Tote pro Tag gezählt; heute sind es rund 300. Die Pandemie tritt in eine neue Phase ein – zunehmend mehr Menschen werden infizierten, doch immer weniger sterben daran“, sagte in einem Interview für das Bulgarische Nationale Fernsehen Prof. Michail Konstantinow, Leiter des staatlichen Unternehmens „Informationsdienstleistungen“. „Trotz des Anstiegs der Infiziertenzahl gehört Bulgarien weiterhin zu jenen Ländern, die sehr gut mit der Krise fertig werden, rechnet man die Zahl der Infizierten auf die Gesamtzahl der Bevölkerung auf“, meint der Mathematiker. Seiner Einschätzung nach haben etwa 5 Prozent der bulgarischen Bevölkerung Kontakt mit dem Coronavirus gehabt, ohne jedoch an ihm zu erkranken.

Psychologe: Unser Körper kann unmöglich lange Zeit maximal mobilisiert funktionieren

„Wir befinden uns bereits in der Phase der Verleugnung, die mit Unzufriedenheit, Frustration und Unglauben verbunden ist. Die nächste Phase ist die Wiederherstellung - die Menschen beginnen, positive Erfahrungen aus den Geschehnissen zu ziehen und sich an die Situation anzupassen, in der wird uns befinden“. Dies sagte für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk Elena Pentchewa, Mitglied der Abteilung für Kriseninterventionen der Vereinigung der Psychologen in Bulgarien. Sie kommentierte soziologische Daten, aus denen hervorgeht, dass in Bulgarien das Misstrauen wächst, was die Gefahr von Covid 19 angeht.

Die Psychologin kommentierte, dass bei einigen Menschen die Angst und die Neigung zur Depression wachsen. Andere wiederum leugnen die Gefahr vollständig und vernachlässigen die Maßnahmen, die eingehalten werden müssen, damit die Ausbreitung der Infektion gedämmt werden kann.

Ihren Worten zufolge mobilisiert sich der menschliche Körper bei einer Krise oder einer Bedrohung, um damit fertig zu werden. Der Staat handelt auch nach dem gleichen Prinzip: „Alle Strukturen werden mobilisiert. Auf körperlicher Ebene können wir jedoch nicht lange Zeit bei einem maximalen Mobilisierungsgrad funktionieren“, betonte Elena Pentchewa.

Österreich sondert sich von Bulgaren, Rumänen und Moldawiern ab

Die Behörden in Österreich warnten vor Reisen nach Bulgarien, Rumänien und Moldawien. Als Anlass für diese Warnung wird die Ausbreitung der Corona-Seuche angegeben. Alle Reisende, die aus den genannten drei Ländern kommen, werden unter eine 14tägige Quarantäne gestellt. An den Grenzen zu Ungarn und Slowenien sollen die Kontrollen in Bezug auf Reisende aus den Balkanländern verschärft werden. Das gelte auch für alle Busreisende. Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Österreichs, Alexander Schallenberg, appellierte, vor Reisen in diese Länder Abstand zu nehmen. Alle österreichischen Bürger, die sich in den genannten Ländern aufhalten sollten, werden aufgefordert, sich mit den österreichischen Vertretungen in Verbindung zu setzen und sobald wie möglich die Heimreise anzutreten.

Kristalina Georgiewa appelliert für dauerhafte Erholung nach Pandemiekrise

Auf einer Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation hat die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Kristalina Georgiewa die Politiker aufgerufen, ihre Handlungen auf eine kohlenstoffarme, dauerhafte Erholung auszurichten, die Millionen von Arbeitsplätzen schaffen könnte. Dies würde dazu beitragen, die Klimakrise zu bewältigen, die in den letzten Jahren wichtige Entwicklungen bedroht hat. Nach IWF-Prognosen wird eine tiefere globale Rezession eintreten als ursprünglich erwartet. Nach Berechnungen des IWF wird das weltweite Bruttoprodukt (BIP) in diesem Jahr um 4,9 Prozent schrumpfen, während die globale Wirtschaftsleistung im Jahr 2021 insgesamt um ca. 12 Billionen Dollar geringer ausfallen wird.

Über 4.700 Arbeitsplätze im IT-Bereich dank 60:40Maßnahme erhalten geblieben

Von April bis Juni dieses Jahres haben 277 Unternehmen in einer der stabilsten Branchen Bulgariens, der Technologiebranche, vom 60:40-Programm profitiert. Die Studie einer spezialisierten Agentur für Unternehmensforschung in diesem Bereich belegt, dass der Sektor mit den ihm zur Verfügung gestellten knapp 1,5 Millionen Euro mehr als 4.700 Arbeitsplätze erhalten hat. Es handelt sich dabei um kleine und mittlere Unternehmen (37 Prozent) und Kleinstunternehmen (62 Prozent), während die Niederlassungen großer Software- und Hardwareunternehmen von der Maßnahme nicht Gebrauch gemacht haben. Laut Analysten generiert ein Job im Technologiesektor durchschnittlich 7,5 Tausend Euro Steuern für das Budget und über 12 Tausend Euro für das Softwaregeschäft. Daher wird die Erhaltung der Arbeitsplätze in diesem Sektor fast 50 Millionen Euro an Haushaltseinnahmen bringen.


Weitere wichtige Informationen zu Covid-19 in bulgarischer Sprache und in 9 Fremdsprachen finden auf der Internetseite von Radio Bulgarien in unserer Spezialrubrik COVID-19.


Zusammengestellt: Joan Kolew und Nachrichtenteam

Übersetzung: Wladimir Wladimirow, Rossiza Radulowa




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