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Sgorigrad – “Die Stadt jenseits des Gebirges”

Die Kirche "Heiligste Dreieinigkeit", aufgebaut durch Spenden von hunderten Gläubigen, ist zum Emblem von Sgorigrad geworden
Foto: Weneta Nikolowa
Das nordwestliche Balkangebirge ist im Winter nicht besonders freundlich. Eisige Kälte, trüber Himmel und dichter Nebel sind in dieser Jahreszeit ständige Begleiter. Allerdings gibt es einen kleinen Flecken Erde, dem die Wetterkapriolen offensichtlich nur wenig anhaben können. Unweit der Stadt Wratza, am Fuße Respekt einflößender Giganten aus Stein, liegt das Dorf Sgorigrad. Seine koketten Häuschen schmiegen sich wie Schwalbennester zu beiden Seiten des Lewa-Flusses, der sich durch ein malerisches Tal windet. Im Winter, wenn die benachbarten Dörfer in Matsch und Kälte versinken, ist es in Sgorigrad sonnig und warm. Die hiesigen Gästehäuser können sich kaum über fehlende Kundschaft beklagen. Für viele Franzosen, Engländer, Deutsche, Amerikaner und selbst Japaner ist das Dörfchen ein Synonym für strahlenden Sonnenschein, häusliche Gemütlichkeit und gute Laune.



Dieser Teil des Balkangebirges ist rau und unfreundlich, beeindruckt jedoch mit seiner widerspenstigen Schönheit. Das Landschaftsbild ändert sich auf Schritt und Tritt. Unter den Strahlen der Sonne geben Wolken und Nebel steinige Gebirgsschluchten frei. Wen es im Winter nicht auf steile Felsgrate zieht, kann sich irgendwo auf einem Baumstamm an der herrlichen Natur erfreuen. Lassen sie ihren Blick schweifen über Felsgebilde, die in den Himmel ragen, über Herden wilder Pferde, die über windgeschützte Weiden galoppieren, und genießen sie das Gefühl endloser Freiheit und Harmonie.

Eine der bekanntesten Naturschöpfungen dieser Gegend ist der Gebirgspass „Wratzata“ unweit des Dorfes Sgorigrad. Seine hoch in den Himmel ragenden Felszacken sind ein unüberwindliches Hindernis für kalte Winde und Winternebel. Diese haben die jenseits des Gebirgspasses gelegene Stadt Wratza in der kalten Jahreszeit wochenlang fest im Griff. Die Einwohner des kleinen Gebirgsdorfes Sgorigrad jedoch erfreuen sich, wie schon zweitausend Jahre zuvor ihre Vorfahren – die alten Thraker, milder und sonniger Winter. Nicht von ungefähr habe der Name der Stadt thrakische Wurzeln und bedeute so viel wie „die Stadt jenseits des Gebirges“, meinen einige Historiker. Heute sind die sich schützend über der Stadt erhebenden Felswände ein Magnet für Alpinisten, Naturliebhaber und Fotografen. In der Umgebung gibt es zahlreiche Klettertouren und Wanderwege, von denen einige auch im Winter begehbar sind.



Das Dorf Sgorigrad selbst ist eine wahre Oase der Ruhe und Schönheit. Es bietet zwar nicht den Charme unserer ethnografischen Siedlungen und Wiedergeburtsstädte, liegt jedoch in atemberaubender Natur. Die Hausherren der hiesigen Gästehäuser werden sie wie einen nahen Verwandten empfangen und ihnen Wanderungen und Abwechslung inmitten des Wratza-Balkans bieten. Seit zehn Jahren gibt es in Sgorigrad organisierten Fremdenverkehr. Im Jahr 2000 öffneten die ersten Familienhotels ihre Pforten. Sehr zur Freude einer Gruppe französischer Alpinisten, die, von einem Sofioter Reiseveranstalter organisiert, die ersten ausländischen Touristen waren, die hier übernachteten. Die Kunde von der Schönheit des Wratza-Balkans machte die Runde und sorgt seitdem für einen wahren Touristenboom.

„Zu uns kommen Touristen aus allen Teilen der Welt“, erzählt Rosa Nikolowa, Eigentümerin eines Gästehauses. Vor allem im Sommer sei hier viel los, schwärmt die Unternehmerin. Dann ist das malerische Gebirge weniger rau und beeindruckt mit seinen schäumenden Wasserfällen, bizarren Felsenkronen und bunten Wiesen. Aber auch der winterliche Wratza-Balkan ist sehr reizvoll. Dann verstummen die Gebirgshänge unter einer dicken Schneedecke und im Kamin knistert das Feuer. Besonders beliebt sind die einheimischen Speisen, zubereitet aus frischem Gemüse und wilden Gebirgskräutern. Wie ihre Kolleginnen aus den gegenüber liegenden Gästehäusern „verzaubert“ auch Rosa ihre Gäste mit einer reichhaltigen Auswahl an hiesigen kulinarischen Verführungen.



„Bei mir gibt es Ljutika mit Ziegenkäse“, schwärmt Rosa und erklärt, wie das Gericht zubereitet wird. „Gebackene Paprika werden in einer Holzschüssel zerdrückt. Dazu kommen Ziegenkäse, gekochte Eier und Garten-Petersilie. Man kann die Ljutika aber auch mit gebackenen Tomaten, Bohnen oder Kartoffeln zubereiten. Das Gericht ist vor allem unter Ausländern sehr beliebt. Auf unserer Karte stehen zudem gedünstetes Einlegegemüse und andere traditionelle Speisen. Dafür verwenden wir ausschließlich Bio-Produkte. Gemüse, Fleisch und Käse kaufen wir bei hiesigen Bauern.“

In der Umgebung von Sgorigrad gibt es 14 Öko-Wanderwege. Ganz in der Nähe befindet sich zudem die Tropfsteinhöhle „Ledenika“, eines der touristischen Highlights der Region.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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