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Ausstellung verdeutlicht Geschichte der sozialen Plakate in Bulgarien

Man glaubt nicht, wie laut ein Plakat schreien kann

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Foto: Theater "Azaryan"

Bis Ende des Monats ist im Nationalen Kulturpalast in Sofia eine umfangreiche Ausstellung zum Thema „Die Kraft des sozialen Plakats“ zu sehen, die bulgarische und ausländische Werke dieser Kunst vorstellt. Unter den Organisatoren sind zwei in der Welt der Plakatkunst einflussreiche Institutionen: die Triennale des politischen Plakats in der belgischen Stadt Mons und die Triennale des Bühnenplakats in Sofia. Ferner nimmt die Fotografenvereinigung „The Frisko Collective“ teil.

„Corporate Corruption“, Autor: Luba Lucova – eine in den USA lebende und arbeitende bulgarische MalerinGezeigt werden Plakate, die in Mons ausgezeichnet wurden, wie auch Meisterwerke der bulgarischen Plakatkunst sowie Exponate aus der Sammlung zeitgenössischer Arbeiten „Plakat – Appell“, Werke des Projekts „BG-Plakat – soziales Plakat“, Fotos des Frisko-Teams u.a.

Ein Kollege sagte einmal: „Wenn dieses Bild nicht reden will, häng es weg“. Bei uns schreien die Plakate derart laut, dass man es nur schwer glauben kann“, sagte bei der Eröffnung der Ausstellung Prof. Boschidar Jonow, einer der zeitgenössischen bulgarischen Plakatkünstler.

Das Plakat stellt vielleicht die geballteste und beste Kunst dar, die in Sekundenschnelle den Zuschauer packen und herausfordern kann. Die Plakate hängen nicht zufällig auf den Straßen und nicht in den Galerien. Die Straße ist jene Galerie, die zu den Plakaten am besten passt. Das Plakat muss nämlich so schnell wie möglich die Menschen erreichen, zumal keiner die Zeit hat, sich ein Plakat 15 Minuten lang zu betrachten.“

In den Straßen von heute dominiert die Werbung. Das soziale Plakat hat jedoch nicht an Brisanz verloren, da die internationale Lage angespannt ist und Ängste weckt. Europa wird erneut mit Erscheinungen konfrontiert, wie Mangel an Toleranz, Aggression und Hass. Die Probleme Europas sind natürlich auch in Bulgarien präsent. Inwieweit ähneln sich die Themen in Bulgarien und auf der Welt?

Ich denke, dass sie sich weitestgehend ähneln“, antwortet Prof. Boschidar Jonow. „Die Wasserknappheit in Afrika, die eines dieser Plakate zum Thema hat, oder der Neonazismus in einigen Ländern, haben in Bulgarien jedoch nicht die gleiche Relevanz. Jedes Land hat seine spezifischen sozialen Probleme und sie sorgen für den nötigen Stoff für die Plakatkünstler.“

Seung Hoon Nam, Republik Korea, Plakat über den Wassermangel in Afrika; die Aufschrift lautet: „Schmutziges Wasser tötet Kinder“; Antinazistisches Plakat von Holger Matthies, Deutschland

Das Plakat stellt eine Provokation gegenüber dem Gewissen und die Gefühle des Zuschauers dar. Das liegt seiner Ästhetik zugrunde und verknüpft die Sujets unterschiedlichen Charakters. Deshalb muten die Plakate bulgarischer Künstler von vor einigen Jahrzehnten erstaunlich aktuell an, obwohl sie in einer anderen Situation entstanden und ihre Schöpfer mit anderen Problemen konfrontiert wurden.

Perestroika?“, Autor: Assen Starejschinski

Sehen sie, es gibt Plakate von vor 20 Jahren, die aufdringlich aktuell erscheinen“, sagt Albena Spassowa vom Organisationsteam der Ausstellung. Unter den gezeigten Arbeiten sind Werke von Boris Angeluschew und Assen Starejschinski. Unter den bemerkenswertesten Plakaten ist „Perestroika?“ von Assen Starejschinski. Mit dem Wort „Perestroika“ bezeichnete man in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die recht unklaren Ideen der Staats- und Parteichefs der damaligen sozialistischen Länder zu Veränderungen im Ostblock. Das Plakat von Starejschinski zeigt ein verrücktes Pferd, das in unbekannte Richtung galoppiert, während sein Reiter in die andere Richtung schaut...

„Riding the bull“, Plakat aus Kopenhagen, Autor:  Eric K. Sluis,  The Frisko Collective

Zur Eröffnung der Exposition waren Patrick G.Tombelle und Eric K. Sluis gekommen, die die Fotografenvereinigung „The Frisko Collective“ gegründet haben, die in Belgien und den Niederlanden beheimatet ist. Für Radio Bulgarien erzählten sie, wie die Ideen zur Plakat-Fotografie geboren werden. Eine der Arbeiten von Eric K. Sluis zeigt eine Frau, die in Kopenhagen auf einer Stierstatue sitzt. „Die Interpretation von Eric ist, dass jedes Land von bedeutenden Persönlichkeiten und großen politischen Ideen geschaffen worden ist“, sagt Patrick Tombelle. „Die Frau hat sich vielleicht zum Scherz auf den Stier gesetzt; es könnte aber auch sein, dass sie sich wie eine bedeutende Persönlichkeit fühlen wollte.

Die Plakatausstellung entstand dank der Unterstützung des Kulturprogramms der hauptstädtischen Gemeinde und des Nationalen Kulturfonds. Das Projekt „BG-Plakat – soziales Plakat“ ist Teil des Kulturprogramms der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Archiv der Organisatoren



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