Alljährlich wird den Christen in Bulgarien am Vorabend der Oster-Fastenzeit die Möglichkeit gegeben, ihre Verwandten und Bekannten um Vergebung zu bitten und Vergebung zu erhalten. Getreu der Tradition versammelt sich jede Familie nach Besuch des Abendgottesdienstes und die jüngeren Familienmitglieder bitten darum, dass ihre willentlichen und unwillentlichen Verfehlungen während der vergangenen 12 Monate gegenüber den anderen vergeben werden. Sobald ihnen vergeben wird, wechseln die Rollen und die älteren Familienmitglieder bitten ihrerseits um Vergebung. An diesem Tag, der auch Käsefastensonntag genannt wird, da es der letzte Tag vor Ostern ist, an dem noch Milch und Milcherzeugnisse gegessen werden können, werden auch Verwandte sowie die Paten und Trauzeugen besucht und beschenkt. Heutzutage werden diese Zusammenkünfte und Besuche zuweilen übers Internet getätigt, wenn die Familienmitglieder weit auseinander leben. Dieser Brauch stärkt jedoch nach wie vor den Zusammenhalt der Familie.
Die große Fastenzeit vor Ostern gilt in der Orthodoxie als die wichtigste von allen Fastenzeiten, da sie Seele und Leib auf das größte christliche Fest – die Auferstehung des Herrn vorbereitet. Daher wird der Brauch der gegenseitigen Vergebung als einer der wichtigsten Teile der geistigen Läuterung betrachtet – man befreit sich von angehäuften Beleidigungen, unangenehmen Gedanken und Gefühlen.
Am Käsefastensonntag kommen auf die Festtafel das traditionelle Blätterteiggebäck Banitza, gekochte Eier, gebratener Fisch sowie die verschiedensten Milchprodukte, die während der nächsten 7 Wochen untersagt sind.
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