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Plowdiw – Europäische Kulturhauptstadt 2019

Der Klang des Holzes in einer sehenswerten Ausstellung im Ethnografischen Museum in Plowdiw

Die kulturellen Errungenschaften der europäischen Zivilisation wurden nach der Befreiung Bulgariens von der türkischen Fremdherrschaft 1878 endlich auch den Bulgaren zugänglich. Die Ausstellung „Der Klang des Holzes“ im Ethnografischen Museum in Plowdiw verfolgt die Entwicklung der städtischen Kultur, die Eröffnung von Musiksalons und die Formierung des musikalischen Geschmacks.

Die magischen Klänge des bulgarischen Dudelsacks, der Fiedel und Hirtenflöte kombiniert mit der Anmut der klassischen Musikinstrumente aus Westeuropa– so lässt sich am besten die Atmosphäre Bulgariens nach der Befreiung von der türkischen Fremdherrschaft 1878 beschreiben, glauben die Organisatoren der Ausstellung im Ethnografischen Museum in Plowdiw. Bis Monatsende haben die Besucher die Möglichkeit, die traditionellen Musikinstrumente kennenzulernen und zu erfahren wie sie allmählich von aus Westeuropa kommenden klassischen Instrumenten verdrängt wurden.

Eine sehr interessante, aus dem Holz des Ahorns geschnitzte Fiedel aus dem 19. Jh. und ihr Bogen aus Maulbeerbaum ziehen die Blicke der Museumsbesucher auf sich“, erzählt Dr. Biljana Popowa, Kuratorin im Ethnografischen Museum in Plowdiw. „Sie hat dem Tanzbärhalter aus dem Dorf Winiza, Hadschi Radi, gehört. Früher haben diese Spieler zusammen mit ihren Tanzbären die musikalische Liederfolklore in der Region verbreitet. Ihre Vorführungen waren spektakulär und sollten die Blicke der Passanten auf sich ziehen, damit sie ihren Geldbeutel locker machen. Deshalb waren ihre Musikinstrumente auch größer. Gespielt wurde meist im Freien, weshalb der Klang der Fiedel von den Tanzbärführern laut und klar sein musste.

Neben dem ersten Dudelsack des hierzulande bekannten Interpreten von Volksliedern aus dem Rhodopengebirge, Georgi Tschilingirow, kann das Harmonium des Aufklärers Najden Gerow und andere Musikinstrumente wie Kanunon, Zither und Zymbal bewundert werden so wie andere für die damaligen Bulgaren fremden Instrumente aus Westeuropa.

Die Öffnung Bulgariens nach Westeuropa und die Bildung einer städtischen Bevölkerungsschicht begannen bereits in den letzten Jahren der Fremdherrschaft. Viele Geschäftsleute begannen zu reisen und in Westeuropa Musikinstrumente zu kaufen. Einige eröffneten sogar Geschäfte für Musikinstrumente. Die europäische Musik gelangte ins Land durch protestantische Pfarrer und die Bulgaren, die im Ausland gelebt haben und wieder in die Heimat zurückkehrten.

Nach 1878 kamen auch Berufsmusiker nach Bulgarien und mit ihnen die ersten Handwerksmeister von klassischen Musikinstrumenten“, erzählt Dr. Biljana Popowa weiter. Es wurden Konzerte von Solisten gegeben, die in westlichen Musikhochschulen ausgebildet und in den Konzertsälen Westeuropas sehr begehrt waren. Die Ausstellung erzählt über drei von ihnen – Sascha Popow, ein außerordentlich begabter Geiger, Begründer und Dirigent des königlichen Sinfonieorchesters, der Vorreiter der heutigen Sofioter Philharmonie; Wassko Abadschiew – das Wunderkind der Geige, auch Paganini des 20. Jh. genannt; Neda Ftitschewa – Violinistin und später Musikpädagogin am Sofioter Mädchengymnasium.

Konzerte wurden nicht nur in den Konzertsälen gegeben, sondern auch während der vielen Bälle. Dort konnten sogar die Gäste auftreten. Es wurde dort strikt ein Programm befolgt, das mit einer Polonaise begann. Danach hatte ein Walzer zu folgen. Den Abschluss bildete obligatorisch der bulgarische Reigen – Horo genannt.

Neben den klassischen westlichen Musikinstrumenten wurden weiterhin auch die traditionellen bulgarischen Musikinstrumente gespielt. Es gab sogar Orchester, die sowohl Geigen als auch Fiedeln benutzten oder andere einander sich ähnelnde Instrumente, erklärt die Kuratorin der Ausstellung.

Die Nachstellung von zwei Hochzeiten – eine Hochzeit im Rhodopengebirge und eine städtische Hochzeit mit den für sie typischen Musikinstrumenten, entsprechend Kaba-Dudelsack und Zither, soll die Kontraste zwischen den Traditionen und der eindringenden europäischen Kultur demonstrieren.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: ethnograph.info und BTA

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