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In einem Jahr hat die Inflation die Preise in Bulgarien dem europäischen Durchschnitt angenähert

Unsere Einkommen bleiben jedoch frappant niedrig

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Die Ausgaben der bulgarischen Haushalte sind drastisch nach oben geschnellt. Innerhalb eines Jahres ist der für den Lebensunterhalt einer dreiköpfigen Familie notwendige Betrag um 366 Lewa gestiegen und das erforderliche monatliche Nettoeinkommen hat 2.432 Lewa erreicht. 203 Lewa mehr als 2021 sind jetzt erforderlich, um einen Einpersonenhaushalt zu versorgen. Eine Person muss mindestens 1.351 Lewa verdienen, um ihre Ausgaben für Nahrung, Wohnung, Bildung, Gesundheit, Kleidung, Transport, Unterhaltung und Erholung bestreiten zu können. Das geht aus einer Analyse der Verbraucherpreise und des existenzsichernden Lohns für das vierte Quartal 2022 hervor, die vom Institut für soziale und gewerkschaftliche Studien der Konföderation der unabhängigen Gewerkschaften Bulgariens (KNSB) vorgelegt wurde. Die Daten zeigen, dass die Einkommen der bulgarischen Arbeitnehmer wegen der wachsenden Inflation in allen Sektoren hinterherhinken und das bei Gütern des täglichen Bedarfs. Am auffälligsten ist jedoch der Rückstand beim Anstieg des Mindestlohns, der am 1. Januar auf 780 Lewa angehoben wurde. Das verurteilt Hunderte von Familien zu Armut und Entbehrungen, lautet das Fazit der KNSB-Experten.

„Die Behauptung, dass die Löhne in unserem Land niedrig sind, weil die Preise niedriger sind, ist nicht wahr, da Mindestlohnverdiener gerade Grundnahrungsmittel konsumieren, wo der Preisanstieg am deutlichsten zu spüren ist“, sagte Ljuboslaw Kostow, Direktor des Instituts an der KNSB:

„Eier zum Beispiel sind hierzulande im Durchschnitt um 65 Prozent teurer geworden, bei nur 30 Prozent in der EU. Käse hat sich um 38 Prozent verteuert, während der durchschnittliche Preisanstieg in der EU bei 26 Prozent liegt, d. h. alle Grundgüter sind in Bulgarien im Durchschnitt fast doppelt so stark gestiegen wie in der EU. Der Verteuerungstrend in unserm Land ist der höchste und das ist eine Voraussetzung für eine weitere Vertiefung der Ungleichheiten“, mahnte Ljuboslaw Kostow.

Die KNSB-Studie über die reale Kaufkraft in Bulgarien zeigt, dass es in allen Sektoren zu einer Verarmung kommt. Am größten ist der Kaufkraftverlust aber im öffentlichen Sektor.

Der Präsident der KNSB Plamen Dimitrow sieht in der Nichtverabschiedung eines regulären Staatshaushalts für 2023 ein  großes Manko: „Wir sind uns der derzeitigen politischen Realität im Land bewusst, aber nach den Wahlen sollte so schnell wie möglich ein neuer Staatshaushalt ausgearbeitet und verabschiedet werden und eine Anhebung der Einkommen angegangen werden“, so Plamen Dimitrow gegenüber „Radio Bulgarien“ und weiter:

„Es gibt zwei Gründe, die das Inflationswachstum in unserem Land zu etwa 40 Prozent verschulden: Der erste Grund ist der spekulative Anstieg der Preise von Waren und Dienstleistungen, der von unseren Regulierungsbehörden nicht kontrolliert wird. Und der zweite Grund für den hohen Preisanstieg ist das Bestreben aller bulgarischen Produzenten, vor allem von Lebensmitteln, einen maximalen Teil des Preisniveaus der Energieträger und aller anderen für die Produzenten anfallenden erhöhten Kosten in den Marktpreis einzubeziehen. Hinzu kommt die Spekulation. Sprich: Der Verbraucher kommt zu 100 Prozent für den Erzeugerpreis auf und dann kommt auch noch die Spekulation hinzu. Das ist der Grund für diesen beispiellosen Anstieg der Lebensmittelpreise um 26 und mehr Prozent. In keinem anderen EU-Land gibt es einen derartigen Preisanstieg und das bei Einkommen in Bulgarien, die um ein Vielfaches unter dem EU-Durchschnitt liegen. Das Paradoxe ist, dass unsere Preise gleich oder nahe an den europäischen Preisen sind, während unsere Einkommen 4-5 mal niedriger sind. Es gibt keine andere Lösung - wir brauchen eine Einkommensanpassung. Die Inflation und das Gefühl der Verarmung bei den bulgarischen Arbeitnehmern sind derzeit deutlich spürbar. Die Menschen sind jetzt ungeduldig und es wird mit Massenstreiks gerechnet“, sagte der Präsident der KNSB, einer der zwei großen Gewerkschaften in unserem Land.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: pixabay, pexels




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